Wir arbeiten mit einer Anwaltssoftware. Die nennt sich RA Micro und will Marktführer sein. Grundsätzlich ist das möglicherweise auch gut, da das Programm eigentlich ganz toll ist oder war. Programmierer, die sich mit dem anwaltlichen Alltag auskennen, hat der Marktführer aber nicht (mehr) angestellt.
Kern unserer Tätigkeit bei der Regulierung von Verkehrsunfällen ist die Kommunikation mit Haftpflichtversicherungen. Zu 98% wird dabei die Versicherung des Gegners angeschrieben.
RA Micro gibt die Möglichkeit, dies bequem und sicher online per Mausklick zu erledigen. Bislang musste man nur einmal die Empfängerdaten anhand des Kfz-Kennzeichens des Gegners ermitteln lassen und schon war für künftige Schriftsätze alles Notwendige voreingestellt.
Irgendein „Spezialist“ hat nun eine Neuerung eingeführt. Der Versender kann per Pulldownmenü in einem bisher unwichtigen Zwischenquittungsfenster wählen, ob er den Schriftsatz an die Versicherung des Gegners oder an die Versicherung des Mandanten senden möchte. Das mag ein schöne Ergänzung sein. Unschön ist:
Voreingestellt ist die Versicherung des Mandanten!
Mitgeteilt wurde die Änderung: Niemand.
Somit hat das auch niemand bemerkt, bis heute eine aufmerksame Mandantin anrief, die sich in der Sendequittung ihrer Webakte über ein falsches Kennzeichen in der Sendequittung wunderte.
Fazit: Seit zwei Tagen senden wir Anspruchs-, Erinnerungs- und sonstige Schriftsätze an die falsche Versicherung. Das Problem tritt immer dann auf, wenn in den Platzhaltervariablen (WDM Daten) ein Kennzeichen für den eigenen Mandanten hinterlegt wurde.